Mit dem Forschungsprojekt "Rheinhessische Landgemeinden in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus" sollten lokale Verhaltensmuster ländlicher Gesellschaften und regionale Besonderheiten bei der Entstehung, der Durchsetzung und der Herrschaftspraxis des Nationalsozialismus erforscht werden. Ausgehend von einer breit angelegten quellengestützten Bestandsaufnahme wurden in sechs ausgewählten Fallstudien für die Zeit zwischen 1919 und 1933 analysiert, wie sich der Nationalsozialismus entwickelt hat, welche Motive seine Ausbreitung begünstigt haben, wer die maßgeblichen Träger der nationalsozialistischen Weltanschauung in den dörflichen Gesellschaften jeweils waren und welche Methoden angewandt wurden, um Ideologie und Herrschaftsanspruch des Nationalsozialismus durchzusetzen. War das Erkenntnisinteresse der Studie primär auf die Entwicklungsphase des Nationalsozialismus gerichtet, so wurde auch eine längere Perspektive berücksichtigt, indem sie die Ausgestaltung nationalsozialistischer Herrschaft in den Landgemeinden 1933 bis 1945 untersuchte und danach fragt, wie die dörflichen Gesellschaften mit den maßgeblichen Vertretern des Nationalsozialismus nach 1945 umgingen. Mit diesen Fragestellungen leistet die mikrohistorische und gruppenbiographische Studie nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Regionalgeschichte des Nationalsozialismus und zur Geschichte des ländlichen Raums, sondern auch zur Geschichte des Nationalsozialismus überhaupt, indem sie allgemeine Forschungshypothesen im lokalen und regionalen Bezugsraum überprüft.
Die Studie stand unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Michael Kißener. Sie stellte ein Gemeinschaftsprojekt der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, des "Fördervereins Projekt Osthofen e. V." und des Arbeitsbereichs Zeitgeschichte des Historischen Seminars der Johannes Gutenberg-Universität Mainz dar.
Die Publikation wurde am 2. Oktober 2010 in der Gedenkstätte Osthofen in einer öffentlichen Veranstaltung präsentiert.
Folgende Beiträge sind im Band enthalten:
Hedwig Brüchert: Bodenheim in der Zeit des Nationalsozialismus
Dieter Hoffmann: Framersheim. Eine Keimzelle der Bewegung
Michael Kißener: Gau-Odernheim – „Stütze für das nationalsozialistische Werden in Rheinhessen“
Caroline Klausing: „Die Revolution des Geistes“ oder wie Ingelheim am Rhein nationalsozialistisch wurde
Gunter Mahlerwein: Gebremste „Machtergreifung“. Alsheim vor dem 30. Januar 1933 und in der Frühzeit des „Dritten Reiches“
Markus Würz: „Gruß aus Hitlerhausen (z. Zt. noch Stadecken genannt)“ – Die Burg der NS-Bewegung im nördlichen Rheinhessen