Die Formierungsphase der Justizbehörden in den Ländern nach 1945 im deutsch-deutschen Vergleich

Im Rahmen des Forschungsprogramms der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit zentraler deutscher Behörden stellt das von Dr. Verena von Wiczlinski im Förderzeitraum Oktober 2017 bis Dezember 2021 bearbeitete Projekt vor dem Hintergrund der Erfahrung von Prof. Dr. Michael Kißener mit justizgeschichtlichen Forschungsprojekten die Frage, wie sich das Führungspersonal der Justiz in Ministerien und Rechtsprechung von vier Ländern der vier Besatzungszonen – Nordrhein-Westfalen (britische Zone), Württemberg-Baden (US-amerikanische Zone), Baden bzw. bis 1946 Südbaden (französische Zone) und Thüringen (sowjetische Zone) – im Zeitraum von 1945 bis 1961 zusammensetzte und welche Auswirkungen nationalsozialistische (Dis-)Kontinuitäten auf Verwaltungshandeln und Rechtspflege hatten, wie also Juristen unter gewandelten politischen Vorzeichen in Verwaltung und Rechtsprechung vorgingen. Das Projekt soll anhand von Gerichts- und  Ministerialakten sowie publizistischen Quellen Aussagen darüber ermöglichen, ob die untersuchten Spitzenjuristen der vier Länder als Personenverbände über ein klassisch berufsständisches Denken hinaus konkret in die west- und ostdeutsche Gesellschaft in der Nachkriegszeit hineinwirkten. Im Sinne einer vergleichenden prosopographisch orientierten Regionalgeschichte soll es zu einem dichteren Wissen über die wichtige Phase des Übergangs vom Nationalsozialismus zu einem in Ost und West unterschiedlichen neuen politischen System beitragen und die bereits vorliegenden Untersuchungen zu den entsprechenden Bundesbehörden um neue Aspekte ergänzen.

 

Projektverantwortliche: Dr. Verena von Wiczlinski (v.wiczlinski@uni-mainz.de)
Wissenschaftliche Hilfskräfte: Sabrina Odelga (sodelga@students.uni-mainz.de) und Derya Özdemir (derya.oezdemir@students.uni-mainz.de)