Das von der DFG geförderte Projekt untersucht soziale Militarisierung im Ersten Weltkrieg. Als Sonde dient das erstaunlicherweise bisher wenig beleuchtete Feld der militärischen Jugenderziehung, das in erster Linie den schulischen Turnunterricht und die Ausbildung in Jugendkompagnien umfasst. Das Besondere liegt auf zwei Ebenen: Zum einen wird erstmals eine institutionenhistorische Perspektive gewählt, die Diskurse und Strukturfragen ebenso wichtig nimmt wie Erfahrungen und Prägungen. Zum anderen wird in instruktiver Weise der deutsche Fall besonders tiefgehend behandelt und zugleich konsequent nach transnationalen Entwicklungen gefragt. So können – jenseits aller Thesen vom „deutschen Sonderweg“ – vertiefte Kenntnisse über die Gesellschaftsgeschichte des Ersten Weltkrieges, die vermeintliche Existenz nationaler „Kriegskulturen“ und die (Dis-)Kontinuität der europäischen Geschichte, auch im Hinblick auf den Aufstieg des Nationalsozialismus, erwartet werden. Das Projekt stützt sich konsequenterweise auf ein außergewöhnlich breites Quellenfundament: Dazu gehören zunächst das zeitgenössische Schrifttum, vor allem von Vordenkern, Experten und Gegnern der militärischen Jugenderziehung, aber auch Praxisanleitungen, Schulungshefte sowie einschlägige Gedicht- und Liedsammlungen, sodann administratives Aktenmaterial, das regionalen Unterschieden so gut als möglich Rechnung trägt, und nicht zuletzt Selbstzeugnisse, d. h. Feldpostbriefe und -karten, Tagebücher und Erinnerungen.
Militärische Jugenderziehung im Ersten Weltkrieg – Idee(n), Organisation(en), Erfahrung(en)
Projektverantwortlicher: Markus Raasch (maraasch@uni-mainz.de)
wissenschaftliche Hilfskraft: Julia Tilentzidis (jtilentz@students.uni-mainz.de)