In der Erforschung der Rolle der dritten Staatsgewalt im Nationalsozialismus gibt es nach wie vor Themengebiete, die bislang keiner systematischen Aufarbeitung unterzogen wurden. Hierzu gehört die Frage nach der Entwicklung und politischen Belastung des Notariatswesens in der NS-Zeit. Das Thema ist keineswegs randständig, bedenkt man etwa, wie stark Notare z.B. in die Übertragung von Vermögenswerten eingebunden waren, denen eine eminent politische Rolle zukam, wenn Verkäufer oder Erblasser zu jenen Gruppen gehörten, denen das NS-Regime bürgerliche Rechte absprach und die sie verfolgte. Noch weitgehend ungeklärt sind z.B. so zentrale Fragen wie die nach politischer Beeinflussung und dem Grad der Anpassung von Juristen im Notariatsdienst.
In dem drittmittelfinanzierten interdisziplinären Forschungsprojekt wird das komplexe Thema auf einer breiten empirischen Grundlage systematisch untersucht. Geleitet wird das Forschungsprojekt von Univ.-Prof. Dr. Andreas Roth (Professur für Bürgerliches Recht und Deutsche Rechtsgeschichte, FB 03 der Johannes Gutenberg-Universität Mainz) und Univ.-Prof. Dr. Michael Kißener (Arbeitsbereich Zeitgeschichte im Historischen Seminar, FB 07 der Johannes Gutenberg Universität Mainz).